Abschnittsübungstag in Natters

Am Samstagvormittag verwandelte sich das Gerätehaus der Feuerwehr Natters in einen pulsierenden Koordinationspunkt. Jeweils eine Gruppe der Feuerwehr Grinzens, Keith, Thaur und Axams versammelten sich pünktlich um 07:45 Uhr für die Teilnahme am alljährlichen Abschnittsübungstag. Ziel der Veranstaltung war es, in realitätsnahen Einsatzszenarien die technische Ausrüstung, das Zusammenspiel über Funkgruppen hinweg und die individuelle Sicherheit jedes Einzelnen zu optimieren.

Stundentakt für höchste Konzentration

Schon die Organisation dieser Übung unterschied sich von gewöhnlichen Ausbildungsabenden. Anstelle eines einzigen Langszenarios warteten vier kurze, aber intensive Lagen, die jeweils zur vollen Stunde angesetzt waren. Nach dem Sammeln am Feuerwehrhaus erhielten alle Fahrzeuge ihre neue Einsatzmeldung und wechselten in die zugewiesene Funkgruppe. Dort hieß es sofort: Einsatzauftrag verstehen, Lage schnell erfassen – und ab in die Übung. Unmittelbar im Anschluss an jedes Szenario versammelten sich Mannschaft und Beobachter für eine fünfminütige Nachbesprechung, bevor es zurück ins Feuerwehrhaus zur nächsten Ausfahrt ging. Dieser strikte Rhythmus sorgte für permanente Aufmerksamkeit und schulte vor allem das schnelle Umdenken zwischen ganz unterschiedlichen Einsatztypen.

Szenario 1: Brand in Garage mit vermisster Person

Örtlichkeit: Landwirtschaftlicher Hof im Ortskern
Situation: In der Garage eines landwirtschaftlichen Anwesens war ein Feuer ausgebrochen, im Inneren wurde eine Person vermisst.

Einsatzleiter
Übungsbeobachter

Bereits bei der Erkundung zeichnete sich ab, dass der Innenangriff herausfordernd werden würde. Während das Tanklöschfahrzeug (TLFA) über den nächsten Unterflurhydranten gespeist wurde, legte der Trupp eine Hochdruck-Leitung ins Gebäudeinnere. Unter Atemschutz drangen die Einsatzkräfte vor, suchten die Garage ab und löschten das Feuer gezielt. Kurz darauf konnte die vermisste Person gerettet werden. Im letzten Schritt setzte die Mannschaft eine Belüftungsanlage ein, um den Garagenbereich rauchfrei zu machen.

Szenario 2: Schnitttraining unter Spannung

Örtlichkeit: Holzlagerplatz außerhalb des Ortsgebietes
Situation: Ein Baumstamm stand auf einer speziell konstruierten Maschine unter Druck und Zug

Einsatzleiter
Übungsbeobachter

Hier galt es, keine Brand- sondern eine technische Hilfeleistung zu absolvieren. An einer Simulationsmaschine übten die Feuerwehrleute den sicheren Umgang mit der Motorsäge an Baumbeständen, die unter unvorhersehbarer Spannung standen. Der Fokus lag auf dem Vermeiden von Rückschlag und dem kontrollierten Entlasten des Holzes. Jeder Schnitt wurde genau geplant, reagiert wurde sofort auf veränderte Spannungsverhältnisse. Durch das Üben realistischer Gefahrenmomente – wie knacksende Äste oder ungleichmäßige Belastung – erhielten die Teilnehmer wertvolle Erfahrungen, die im Einsatzfall Leben retten können.

Szenario 3: Eingeklemmte Person

Örtlichkeit: Hackschnitzelanlage Natters
Situation: Ein Anhänger hatte sich selbstständig in Bewegung gesetzt und eine Person einklemmt

Einsatzleiter
Übungsbeobachter

Bei diesem Szenario war sowohl Präzision als auch Einfühlungsvermögen gefragt. Zunächst sicherten die Einsatzkräfte den Anhänger gegen weiteres Wegrollen. Parallel dazu übernahmen sie die Erstversorgung der eingeklemmten Person, versorgten Wunden und gaben beruhigende Worte. Anschließend wurde ein Hubzug in Stellung gebracht, um den Anhänger Millimeter für Millimeter zu bewegen – genug, um die eingeklemmte Gliedmaße zu befreien, ohne das Fahrzeug ins Wanken zu bringen. Mit einer Schleifkorbtrage wurde die gerettete Person dann schonend aus dem Gefahrenbereich transportiert.

Szenario 4: Gefahrstoffaustritt in Garage

Örtlichkeit: Wohngebäude mit Werkstattbereich
Situation: Undefinierbarer Geruch, bewusstlose Person, austretender Gefahrstoff

Einsatzleiter
Übungsbeobachter

Das vierte Szenario forderte spezielles Fachwissen im Umgang mit Gefahrstoffen. Die Mannschaft des TLFA errichteten rasch einen Sperrbereich zur Einrichtung eines Dekontaminationsplatzes. Der Atemschutztrupp barg die bewusstlose Person, identifizierte das undichte Gefahrgutgebinde, dichtete es mit geeigneten Materialien ab und übermittelte die aufgedruckte UN-Nummer an den Einsatzleiter. Nachdem die Gefahrstoffklasse ermittelt war, erfolgte die fachgerechte Dekontamination der geretteten Person – ein komplexes Zusammenspiel von taktischem Vorgehen, Ausrüstung und Kommunikation.

Resümee

Mit diesem intensiven Abschnittsübungstag haben die Feuerwehren nicht nur ihre Einsatzbereitschaft demonstriert, sondern auch bewiesen, dass regelmäßiges, realitätsnahes Training unerlässlich ist – für den Ernstfall zählen jede Sekunde und jede Vorbereitung.